(Ich hab’s endlich hingekriegt, was ich seit Jahren vorhatte und mich nicht so richtig rangetraut habe: über Simone Weil geschrieben. Es hat sich da so einiges in den Notizen angesammelt, vieles davon habe ich schließlich nicht verwendet. Es ist auch nicht einfach, Weil zu lesen, deswegen haue ich das ganze Geroll raus – vielleicht stolpert jemand darüber und lässt sich doch noch zur Lektüre inspirieren oder hat nach dem Zitat gesucht und weiß nicht mehr, wo es war. Hier, übrigens, waren die Exerpte aus ihrem Fabriktagebuch. Wie auch immer, enjoy! – liberadio)
„Die Pflicht besteht nur zwischen einzelnen Menschen“. (S.8.)
„Diese Pflicht beruht auf keiner Übereinkunft. Denn all Übereinkünfte können nach dem Willen der Vertragspartner geändert werden, während an dieser Pflicht keinerlei Änderung eines menschen Willens auch nur irgendwas ändern könnte. Diese Pflicht ist ewig. Sie entspricht dem ewigen Geschick des Menschen. Nur der Mensch hat ein ewiges Geschick. Die Gemeinwesen haben es nicht. Auch bestehen ihnen gegenüber keine direkten Verpflichtungen, die ewig wären. Einzig und allein ewig ist die Pflicht dem Menschen als solchen gegenüber. Diese Pflicht ist nicht an Bedingungen geknüpft. Wenn sie auf etwas gegründet ist, gehört dieses Etwas nicht unserer Welt an. In unserer Welt ist sie auf nichts gegründet. Dies ist die einzige Pflicht, die sich auf die menschlichen Dinge bezieht, aber keiner Bedingung unterworfen ist“. (S. 9)
„Die französische Arbeiterbewegung, die aus der Revolution hervorging, war im Wesentlichen ein Schrei, nicht der Revolte, sondern des Protests gegen die erbarmungslose Härte des Schicksals aller Unterdrückten. (…) Sie endete 1914; seitdem ist nur noch ein Nachhall geblieben (…) Das konkrete Verzeichnis der Schmerzen der Arbeiter liefert die Liste der Dinge, die geändert werden müssen“. (S. 53) „Nur die JOC (Jeunesse Ouvrière Chrétienne) hat sich mit dem Leid der jungen Arbeiter befasst; dass es diese Organisation gibt, ist vielleicht das einzige sichere Zeichen dafür, dass das Christentum bei uns noch nicht ganz gestorben ist“. (S. 62)
„Auf jeden Fall wäre eine solche soziale Lebensweise weder kapitalistisch noch sozialistisch. Der Proletarierstand würde abgeschafft, anstatt auf alle Menschen ausgedehnt zu werden, wozu der sogenannte Sozialismus tendiert“. (S. 74)
„Er wird keine gesunde Arbeiterbewegung geben, wenn sie nicht über eine Lehre verfügt, die dem Begriff des Vaterlands einen bestimmten Platz zuweist, das heißt einen beschränkten Platz“. (S. 97) Continue reading


