Die Mitteilung über den Tod des Genossen N. Makhno trug in „Vorwärts“ den Titel: „Väterchen Makhno in Paris gestorben; seine Banden verübten Pogrome an den Juden“. Die Meldung endete mit der Feststellung, dass Tausende von Juden von Makhnos Banden getötet worden waren.
Wir erklären lautstark, dass dies eine Lüge und Verleumdung ist, die durchaus verständlich wäre, würde sie von bolschewistischen Zeitungen wie der „Freiheit“, von der bolschewistischen Regierung oder von reaktionären nationalistischen Elementen kommen, aber absolut unerklärlich, wenn sie von einer Zeitung wie „Vorwärts“ kommt, die behauptet, sozialistisch zu sein. Makhno war ein aufrichtiger Freund und Verteidiger der jüdischen Arbeiterschaft in der Ukraine. Und Makhno war nicht, wie „Vorwärts“ behauptet, ein „ehemaliger Anarchist“ und „ehemaliger Revolutionär“ – er verstarb als Anarchist und Revolutionär. Die gesamte internationale anarchistische Bewegung nahm Anteil an seinem Schicksal und unterstützte ihn materiell und moralisch bis zum letzten Tag seines Lebens.
Wir verfügen über zahllose Fakten und Materialien, die alle Anschuldigungen von Judenpogromen gegen Makhno und seine aufständische Bewegung entschieden und grundlegend widerlegen und die zeigen, mit welcher Entschlossenheit Makhno gegen die Pogromversuche der dunklen Elemente kämpfte, die seine Armee infiltrierten.
Hier sind einige von ihnen.
1) An der Spitze der Kultur-aufklärerischen Kommission des Hauptquartiers der Makhnos Rebellenarmee standen viele jüdische Anarchisten, wie z.B. Jasha Alyj (Krasnopolsky), Iosif Gotman (Emigrant) und ihre Frauen, dann Aron Baron, Safjan (Wischnewsky) und einige andere, die auf keinen Fall in der Rebellenarmee gewesen wären, wenn diese Pogrome durchgeführt hätte.
2) Die makhnowsche Armee hatte eine Zeit lang eine spezielle jüdische Artilleriebatterie unter dem Kommando des Genossen Schnejder. (Siehe „Makhno’s Notizen“, Kap. 6, „Die Judenfrage“, in „Anarchistisches Bulletin“, Nr. 5-6, November-Dezember 1923, Berlin).
3) Die Zeitung der Rebellenarmee von Makhno, „Golos Makhnowtsa“, wurde in Charkow von einem Juden herausgegeben, dessen Namen wir aus konspirativen Gründen nicht nennen können.
4) Die anarchistische Bewegung der Ukraine „Nabat“, die in ihren Reihen eine große Anzahl aktiver jüdischer Anarchisten hatte, deren Namen hier nicht extra genannt werden müssen, unterstützte die Makhnowsche Bewegung bis zum Ende, was sicherlich nicht der Fall gewesen wäre, wenn die Makhnowsche Bewegung Pogrome durchgeführt hätte.

5) Makhnowsche Zeitungen – „Put‘ k swobode“, „Golos Makhnovtsa“, das Organ der Ukrainischen Konföderation der Anarchisten, das in Wirklichkeit „Nabat“, das Organ der Kultur-aufklärerischen Kommission des Hautquartiers von Makhnos Rebellenrmee war – sind voll mit Artikeln und Proklamationen gegen Antisemitismus von Makhno selbst und vielen aktiven Teilnehmern der „Makhnowschtschina“.
6) Viele Beschlüsse der Kongresse, die im Gebiet der Makhnowisten stattfanden, zahlreiche Beschlüsse des Hauptquartiers der Armee und Befehle von Makhno selbst waren speziell auf die Bekämpfung des Antisemitismus ausgerichtet. So verabschiedete beispielsweise der Kongress des Militärisch-Revolutionären Rates im Dorf Huljajpole, der sich aus Vertretern von 32 Bezirke zusammensetzte, am 7. März 1919 eine Resolution, in der es hieß: „Wir fordern, dass es in der revolutionären Armee keine nationalen Schikanen gibt“. (Siehe „Guliai Polski Nabat“, Nr. 8, 13. April 1919).
Eine ähnliche Resolution wurde vom 3. Bezirkskongress der 72 Bezirke und Fronteinheiten verabschiedet, der unter dem Vorsitz von Makhno am 10. April 1919 in Huljajpole stattfand (siehe „Nabat“, Nr. 14, 5. Mai 1919). In der Proklamation namens „Wer ist Hryhorjew?“, die vom Kollegium des Stabes der nach „Väterchen Makhno“ benannten Division und von Mitgliedern des Exekutivkomitees der Arbeiter- und Bauernräte und Deputierten der Roten Armee, lesen wir folgendes: „Was sagt Ataman Hryhorjew? Gleich in den ersten Worten seiner Allgemeinen Erklärung sagt er, dass die Ukraine von Leuten regiert wird, die Christus gekreuzigt haben. Brüder! Hört ihr in diesen Worten nicht einen düsteren Aufruf zu Judenpogromen?“ (Siehe „Put‘ k swobode“, Organ der revolutionären Aufständischen und der Huljajpolschen Union der Anarchisten, Nr. 3, 4. Juni 1919).
7) Makhno tötete Ataman Hryhorjew wegen des Pogroms in Jelisawetgrad (heute die Stadt Kropywnyzkyj — Anm.d.Ü.) und wegen Verrats.
8) Makhno reagierte auf den Pogromvorschlag von Denikins General Schkuro mit einer Militäroffensive.
9) Makhno und sein Armeestab erschossen gnadenlos Plünderer und alle, die versuchten, sich an Pogromen zu beteiligen. So verabschiedete beispielsweise der 2. Väterchen Makhno benannter Kongress der Frontkämpfer, der Räte und deren Unterabteilungen zwei Resolutionen zum Kampf gegen Pogrome. Der zweite Beschluss lautet: „Nachdem der Huljajpolsche Bezirkskongress der Frontkämpfer den örtlichen Bericht gehört hat, der ein lebendiges Bild von den unglaublichen Schrecken der Trunkenheit, der zügellosen Raubüberfälle und der Morde zeichnete, die angeblich von den Partisanen begangen werden, und wissend, dass all dies von jenen niederträchtigen Elementen begangen wird, die sich an ehrliche Revolutionären anschmiegen, um die große Sache der Aufstandsbewegung zu beschmutzen – hat beschlossen:
a) Angesichts der Tatsache, dass all diese Vergewaltiger, Mörder und Räuber in den Hauptquartieren gedeckt werden, sollten diese abgeschafft und ihre Funktionen an spezielle Abteilungen der Räte übertragen werden;
b) Alle Vergewaltiger und Mörder sollten am Ort des Verbrechens hingerichtet werden;
c) Für die erfolgreiche Durchführung dieses Dekrets einen Selbstschutz zu organisieren, der unter der Aufsicht der oben erwähnten Abteilung steht und dem in Huljajpole organisierten Rat der Frontkämpfer untergeordnet ist“. (Siehe „Gulyai Polye Nabat“, Nr.5, 22. Februar 1919; ebenfalls dort und zu demselben Thema gibt es auch Makhnos Artikel: „Antwort auf den offenen Brief des Genossen. Angarets“, und siehe auch das oben erwähnte Kapitel über die Judenfrage in „Makhno’s Notizen“).
10) Ein Genosse des Vorsitzenden des 3. Bezirkskongresses der „Makhnovwschtischina“ war ein Jude namens Kogan, was absolut unmöglich gewesen wäre, wenn die „Makhnowschtischina“ Pogrome durchgeführt hätte.
11) Schließlich sei noch auf das jüdische Komitee zur Untersuchung der Pogrome in der Ukraine während der Revolution hingewiesen; nach der öffentlichen Erklärung einer der prominentesten Persönlichkeiten dieses Komitees, Tcherikower (Elias – Anm.d.Ü.), die er in Berlin bei einer Diskussion über den „makhnowschen“ Aufstand vortrug, an der die rechten und die linken Sozialrevolutionäre (Steinberg), Bundisten, Menschewiki (Aronson) und Anarchisten teilnahmen, konnte das Komitee keine seriösen Daten finden, die es ermöglichen würden, zu behaupten, dass die makhnowsche Armee Pogrome begangen hat, während sie Daten haben, dass Pogrome nicht nur von den Banditen von der Weißen Armee, sondern auch von der Roten Armee begangen wurden!
Wir glauben, dass dies ausreicht, um selbst den größten Feind von Makhno und seiner Bewegung davon zu überzeugen, dass sie nicht nur keine Pogrome begangen hatten, sondern auch alle Anstalten von Pogromen und antisemitischer Hetze entschieden unterdrückten.
Übersetzung aus dem Russischen,
Aus: Delo truda, Nr. 84 / 1935