G. Maximow: Die Außenpolitik der russischen Bürokratie. Ein Revue (1940)

Die Außenpolitik der UdSSR beruht allein auf den Klasseninteressen, aber nicht auf den der russischen Arbeiter und Bauern, sondern nur der Bürokratie. Die Politik der Bürokratie ist nach innen reaktionär, und sie muss zwangsläufig auch nach außen so sein. Die Richtung der Außenpolitik, nicht ihr Wesen, änderte sich schlagartig am 23. August 1939, als mit Hitler ein Vertrag über Freundschaft und gegenseitige Unterstützung unterzeichnet wurde. Seit einem Jahr stützt sich die Außenpolitik der russischen Bürokratie auf diesen Vertrag. Am Jahrestag der Unterzeichnung dieses Vertrages mit dem Nationalsozialismus erklärte die Zeitung „Iswestija“, dass die russische Regierung mit „unerschütterlicher Entschlossenheit“ weiterhin alle Versuche abwehrt, dieses Bündnis zu brechen, die „bis zum heutigen Tag“ andauern. Der Aufmacher der „Iswestija“ bestätigt diese „Festigkeit“ dadurch, dass Russland im Laufe des Jahres Deutschland “Rohstoffe lieferte, die es dank der von Großbritannien organisierten Blockade zunächst gegen Deutschland und dann gegen ganz Europa besonders benötigte“. Die „Iswestija“ versichert Hitler und seiner Clique, dass alle provokativen Versuche, Zwietracht und gegenseitiges Misstrauen zwischen der UdSSR und Deutschland zu säen, zum völligen Scheitern verurteilt sind.

In ihrer Bewertung des Paktes mit Hitler kommt die „Iswestija“ zu dem Schluss, dass es sich um einen „echten Wendepunkt in der Geschichte von ganz Europa“ handelt. Diese Einschätzung ist zweifelsohne richtig. Und vielleicht, von allen bolschewistischen Entscheidungen, die sie als historisch bezeichnen, ist der Pakt zweifellos eine der wenigen Entscheidungen, die man mit Fug und Recht als als eine historische Entscheidung von außerordentlicher Bedeutung qualifizieren kann. Er muss so bezeichnet werden, nicht nur weil er einen Wendepunkt in der Geschichte Europas bedeutet, was zweifellos zutrifft, sondern vor allem, weil sie eine prägnante Formulierung des Wesens der zweiundzwanzigjährigen Entwicklung des Bolschewismus, der Schlussakkord der Entartung der russischen Revolution und der Epilog der größten Tragödie der größten Nation und in hohem Maße der Tragödie des internationalen Proletariats und der internationalen Befreiungsbewegung.

Der Eindruck vom Pakt war gleichbedeutend mit einer plötzlichen Explosion. Das Echo davon schallte um die ganze Welt. Und auch jetzt, ein Jahr später, trotz der Klagen der Besiegten und des Siegesjubels der Sieger, hallt das Echo dieser Explosion noch immer sehr deutlich. Dieses Echo wird auch nach dem Fall des Bolschewismus nicht verstummen. Warum das? Weil die Bedeutung des Paktes und seine Tragweite nicht nur für Russland und Europa, sondern für die ganze Welt groß sind.

Was ist der Sinn und die Bedeutung des Paktes?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir, zumindest in aller Kürze, alles analysieren, was dem Pakt vorausging, und seinen organischen Zusammenhang mit der gesamten bisherigen Entwicklung des Bolschewismus bzw. seiner Politik im In- und Ausland herstellen. Diese Analyse wird die Bedeutung des Paktes offenbaren und den Charakter der Außenpolitik der russischen herrschenden Klasse bestimmen.

Der Bolschewismus ist einer der Zweige des Marxismus, eine Fraktion der Sozialdemokratie. Der Marxismus glaubt bekanntlich an die befreiende Kraft des Staates, wenn er in die Hände von Sozialisten, von „wahren und wissenschaftlichen Sozialisten“, d.h. Marxisten gerät. Dieser Staat muss die Diktatur des Proletariats sein, die das Privateigentum vernichtet und und es durch Staatseigentum ersetzt. Alles muss dem Staat gehören, kontrolliert und von ihm und nur von ihm verwaltet werden. Unter solchen Bedingungen, sagen unsere marxistischen Vulgärutopisten, zwangsläufig die notwendigen Bedingungen für das allmähliche Aussterben des des Staates. Der Staat stirbt schließlich ab und fällt herunter, wie eine reife Frucht. Die „wissenschaftlichen Sozialisten“ heben ihn auf und bringen ihn in ein ‚Museum der Altertümer‘, wo der von freien, herrschaftslosen kommunistischen Völkern beäugt wird.

Die ganze Schwierigkeit für Marxisten besteht darin, die politische Macht zu ergreifen, den Staatsapparat zu übernehmen. Indem er diese Schwierigkeit überwindet, demontiert der Marxist leicht die alte Ordnung. Und die Marxisten richteten und richten weiterhin ihre ganze Energie und all ihre Fähigkeiten auf die Übernahme des Staatsapparates – die einen mit friedlichen Mitteln, die anderen mit revolutionären Mitteln.

Im Jahr 1917 begünstigten die Umstände die Machtergreifung der Marxisten in Russland. Also ergriff eine der entschlossensten Fraktionen des Marxismus, die Bolschewiki, die Macht und und began, auf der Grundlage von Marx-Engels’schen Plan einer Diktatur des Proletariats die alte kapitalistische Ordnung zu zerstören und die Bedingungen für den Tod des Staates vorzubereiten. Was geschah dann?

Schauen wir mal. Der Staat hat wirklich alles selbst in die Hand genommen. Wir wissen das, und die ganze Welt weiß es. Aber was dabei herausgekommen ist, das weiß nicht jeder, und viele wollen es auch bewusst nicht wissen. Aber es ist immens wichtig, das zu wissen.

Nicht jedem ist es voll bewusst, wenn er sagt: der Staat. Was ist ein Staat: ein Gebiet, ein Volk? Weder noch. Ein Staat ist eine hierarchische politische Organisation eines Volkes oder einer Gruppe von Menschen auf einem bestimmten Territorium, die durch Zwang und Gewalt Ordnung schafft. Folglich muss es im Staat zwei Kategorien von Menschen geben: die Herrschenden aller Ränge und die Beherrschten. Der Staat ist also von Natur aus eine Klassenorganisation. Wo es keine Klasse der Herrschenden und keine Klasse der Beherrschten gibt, gibt es auch keinen Staat.

Die herrschende Klasse muss über die Mittel der Regierung verfügen; dieses Mittel ist in erster Linie die Gewalt; der Ausdruck dieser Gewalt ist die Armee und die Polizei, die den Gehorsam gegenüber den von der herrschenden Klasse erlassenen Gesetzen erzwingen; dann gibt es das Gericht, das darüber urteilt, inwieweit das Gesetz gebrochen wurde und welche Strafe der Übertreter verdient, dann das Gefängnis, in dem der Verbrecher festgehalten wird, und der Henker, der den Übertreter physisch vernichtet. Continue reading

Тезисы о кризисе

Подруги и друзья бесклассового общества

1.

Социально-революционная оппозиция существующему не зависит от биржевых курсов. Условия жизни, обозначившиеся для широких масс в капиталистических центрах в ходе кризиса, для подавляющего большинства глобального пролетариата уже давно являются повседневностью, и для служащей в метрополии, которая должна отсидеть свой короткий век за окошком в банке, есть хорошие причины для бунта. Но развитие биржевых курсов может помочь создать ситуацию, когда оппозиция существующему перестаёт быть делом нескольких, остающимся без последствий, а практической деятельностью многих. Она углубляет пропасть между действительным и возможным и заставляет проступить контраст между стоимостью и потребительской стоимостью ещё более ясно, например, в образе американского полицейского, патрулирующего в пустующем доме, чтобы удостовериться, что его разорившиеся обитатели действительно выехали и теперь влачат существование под мостом или в одном из множества новых палаточных городков. Общество, в котором вооружённая государственная власть заботится о том, чтобы дом не выполнял своих человеческих целей, является очевидно сумасшедшим, и как только пролетариат увидит в образе этого полицейского сущность общества, история может принять непредвиденный оборот.

С другой стороны, это исторический факт, что последний крупный кризис 1929-го года помог свершиться контрреволюции в её самой концентрированной форме и вылился в фашизм, мировую войну и массовое уничтожение. Поэтому сегодня, пока капитал невольно трудится над тем, чтобы продемонстрировать актуальность капитала ценой собственной гибели, среди его противников царит, скорее, страх перед катастрофой, чем надежда на революцию. Ход 20-го столетия столь драматически лишил Марксову кризисную теорию как теорию революции силы, что едва ли захочется противоречить Карлу-Хайнцу Роту, когда тот предостерегает от ставок на «ускорение и углубление кризисной динамики», т.к. «автоматика кризиса и революции опровергнута… самое позднее, с окончания Великой Депрессии прошедшего века». Continue reading

Interview mit einem bulgarischen Anarchisten (zum Zweiten)

[Dies ist gewissermaßen eine Fortsetzung des Interviews mit Nikolaj „Scharkhan“ Tellalow von der ФАБ (Föderation der Anarchisten Bulgariens), das in der Nr. 11/2011 der GaiDao veröffentlicht wurde. Geführt und übersetzt von Ndejra.]

Also, es wäre interessant zu erfahren, was aus diesen Protesten heute geworden ist.

Eigentlich nichts. Die Menschen waren mit Strompreisen unzufrieden. Die Herrschenden und die Opposition sahen darin eine Möglichkeit, das Image, das ihnen anhaftet, loszuwerden, und lenkten die Proteste auf die Stromzulieferer. Dreist und gierig sind sie zwar auch, aber die wirkliche Schuld an der Lage hat die staatliche Regulierung, d.h. auch die Politik der Regierung samt der Gepflogenheiten des hiesigen Business. Dieser stammt fast vollständig aus den hiesigen Geheimdiensten. So, gingen die Leute auf die Straßen, um gegen die Strompreise zu protestieren, obwohl die Heizungskosten noch krasser sind, die Medizin ist auch im katastrophalen Zustand. Also öffneten die Drahtzieher nur ein Ventil.

ElectroListovka_faceDennoch sind weitere Preiserhöhungen geplant, aber niemand regt sich mehr auf. Es tauchten Losungen gegen die Macht der Parteien auf, sofort haben verschiedene Aktivist*innen den Leuten die Idee von der „Bürger*innen-Kontrolle“ untergejubelt: eine neue „demokratische“ Camouflage-Schicht für die jetzige Oligarchie. Heraus kam der armselige Neustart der Prozesse von 1989/91, als die verschiedensten Parteien und die im Wesentlichen prinzipienlosen Koalitionen aus dem Boden schossen (Hauptsache „anti“ – gegen den „Kommunismus“ natürlich, wie der Staatskapitalismus der sowjetischer Art immer noch genannt wird).

Die patriotische Stimmung der Proteste überdeckte alles. Was in den Plan der Drahtzieher aus den Oligarchie-Clans nicht hineinpasste, wurde mit physischer Gewalt aus den Protestmärschen entfernt – mit Prügeleien in der Öffentlichkeit, Drohungen auf allen erdenklichen Kanälen und der „Blindheit“ der Massenmedien, was solche Fälle angeht. Ein paar mal wurde die Polizei provoziert, die Demonstrierenden anzugreifen. Das war ein makelloses Theater.

Fakt ist, dass die Probleme nach wie vor bestehen und immer schlimmer werden. Aber die Spannung hat abgenommen, was das eigentliche Ziel der Proteste war. Die politische und wirtschaftliche Elite wollte nur die Situation vor den Wahlen forcieren, die Menschen verwirren und einschüchtern, ihnen einbläuen, dass das „Chaos“ schlimm sei, „lasst uns also lieber wie gewohnt weiter machen, was Besseres gäb’s nicht“. Und die Borissows Partei erlebt wieder große Zustimmung, viele sind bereit, für Nationalisten zu stimmen. Continue reading

1-3.3.13: Приглашение организационного комитета независимых протестующих беженцев

Призыв к встрече и совместной работе на конгрессе протестующих беженцев в Европе с 1-го по 3-е марта 2012 г. в Мюнхене

postercongressfinal1С 19-го марта 2012 г. мы, беженцы, боремся за элементарные человеческие права, за свободу и равенство, т.к. мы хотим, чтобы с нами обращались не как с «иностранцами» и людьми третьего сорта, а как со всеми нормальными гражданами. Эта эра нашей борьбы началась с маленькой палатки в Вюрцбурге и разрослась до крупного движения, распространившегося по всей Европе.

Эта долгая забастовка сопровождалась взлётами и падениями, охарактеризовавшими многоуровневые тенденции протеста: такими трагическими событиями как самоубийство Мохаммада Расепара 28-го января 2012 г., началом забастовки и множество последовавших за этим политических акций, как например началом голодовки в Вюрцбурге, началом проекта протестных палаток 10-го июня и его распространением на одиннадцать городов в пяти федеральных землях Германии до сентября и, наконец, организацией протестного марша на Берлин и крупной забастовкой в Берлине.

К этому времени протесты беженцев и нелегалов на европейском уровне привели к самым различным результатам и поспособствовали важным изменениям в некоторых странах. С мая начались забастовки в Дании, в Турции, Болгарии, Греции, Голландии и Австрии.

В последних двух случаях полиция разрушила палаточные лагеря, из-за чего беженцам пришлось продолжить свой протест в других местах, так что солидарность и сотрудничество в борьбе в Германии, Голландии и Австрии являются в настоящее время единственными видимыми очагами этого сопротивления.

Во время этого долгого конфликта и борьбы с враждебной к иностранцам и беженцам системой мы смогли приобрести огромный опыт. В обмене опытом с бастующими нелегалами в Голландии, а также с забастовкой и протестным маршем в Австрии мы пришли к выводу, что для продолжения протестов беженцев жизненно необходимы критический анализ и дальнейшие идеи.

При этом главной целью является создание независимых советов беженцев, которые полностью организуются самими протестующими беженцами, которые как солидарные коллективы сами разрабатывают стратегии сопротивления в каждом регионе и берут свою судьбу в свои руки. Ради этой цели мы организуем и проводим этот конгресс.

Поэтому мы приглашаем всех беженцев, нелегалов, иммигрантов и людей иммигрантского происхождения, активистов, студентов, журналистов, правозащитников принять участие в этом конгрессе.

Беженцы, нелегалы и иммигранты решили сделать ещё один большой шаг в сторону самоорганизации, независимости и коллективного сопротивления ради всех, кто «не отсюда», кто находится в самом низу европейского общества, ради всех, чью человечность отрицает система при помощи всех своих средств и сил, и чьи социальные и человеческие права она не признаёт.

После многочисленных дискуссий между организационным комитетом бастующих беженцев и другими активными беженцами для конгресса были избраны первые выходные марта (1 — 3 марта). Мы приглашаем всех активных людей и группы присоединиться к нам, будь то в лишь форме присутствия или же участия во всём мероприятии или только в некоторых его частях. Этот проект функционирует на данный момент при содействии различных групп, но и Ваше участие необходимо, а Ваше содействие может наверняка послужить качеству организации конгресса.

Организационный комитет независимых протестующих беженцев, январь 2013
Контакт: http://refugeecongress.wordpress.com/
refugeecongress@gmail.com

Interview mit einem bulgarischen Anarchisten

Solange Gai Dao ein weiteres Presseorgan der Bewegungslinken, die nicht mehr so ganz genau weiß, warum und wie sie sich eigentlich bewegt, spielt, verweist liberadio das dankbare Publikum auf ein interessantes Interview mit einem bulgarischen Genossen. Da kann mensch so einiges finden zum Zustand des Anarchismus in Bulgarien und Anarchismus im allgemeinen, hauptsache mensch stellt sich die richtigen Fragen. Und liberadio tut das nicht ohne Grund (soweit dieser Blog hier eh so was wie ein Selbstprofilierungsprojekt ist und hier keine größeren Texte einfach so erscheinen).

Also, die erste Quelle: Post-Post-Prä-Post-BiKri,

und der Crosspost auf Syndikalismus.tk.

 

Zum wohl!  ;)