Der einzige der vielberedeten “Streiche” der Freien, der mit Stirners Namen in wesentlicher Verbindung steht, ist die in verschiedenen Versionen überlieferte Geschichte von der Trauung Stirners mit einer Genossin der Freien: Marie Dähnhardt. Wie diese Geschichte sich auch verhalte, – dass die Trauungn hochgradig unfeierlich und wohl ostentativ formlos – recht im oppositionellen Geiste der “Freien” sich zugetragen hat, steht fest. Der amtierende Konsistorialrat soll in Stirners schwach aufgeräumter Stube die Trauzeugen überaus leger, z.T. in Hemdsärmeln, angetroffen haben, und die im entscheidenden Augenblick mangelnden Ringe ersetzte Bruno Bauer kühl lächelnd durch die Messingreifen seiner Geldbörse. – Solch von souveräner Gleichgültigkeit gegen alle Formen der Gesellschaft zeugendes Verhalten, solche mehr passive Verhöhnung der Bourgeoisie entspringt noch am besten dem Bilde, das wir uns von der mehr kontemplativen Natur Stirners machen müssen – der in seiner radikalen inneren Losgelöstheit von jedem konventionellen Band gewiss ein ganz echter Genosse der freien Zigeuner war – wenn auch ein stiller. Alles Aktive, allen Überschwang losgelassener Lebensfülle vollführte dieser peinlich sensitive Philosoph im Gehirn, im Denken, er feierte Orgien in seinem Werke.
Julius Bab, Die “Freien” bei Hippel, 1904