Eine groteske politische Inszenierung, ein Massenauflauf fand anlässlich des Terroranschlags auf die Redaktion „Charlie Hebdo“ in der Hauptstadt Tschetscheniens, Grosny, statt. Der 19. Januar wurde in der russischen Teilrepublik zum Feiertag erklärt. Festlich gekleidete Menschen zogen betend und singend durch die Straßen zur größten Moschee Europas, zum „Herz Tschetscheniens“ wie sie auch genannt wird; sie skandierten „Allahu akbar!“ und „Mohammed! Isa!“ und hielten Plakate mit „Hände weg von unserem geliebten Prophet Mohammed“ u.Ä. hoch. An der Moschee angekommen, ließen sie Luftballons in den Himmel steigen. Grotesk mutet das nicht nur an, weil indirekt gegen das Gedenken an die ermordeten Redeaktionsmitglieder von „Charlie Hebdo“, gegen die Pressefreiheit und die Militanz der Aufklärung demonstriert wurde. Sondern, weil über eine Million Menschen auf die Straße zu bekommen – wie das tschetschenische Innenministerium am 19. Januar meldete (das waren anscheinend doch „nur“ noch ca. 800 000) – wohl etwas verschleiern musste und offenbarte stattdessen so Einiges.